Die Karten, bitte!
Manchmal hilft eine andere Perspektive, ein Land besser zu verstehen: Wir stellen Karten vor, die informieren, überraschen – und Spaß machen.
Von Claudia May
In Deutsch perfekt 6/20 nehmen wir Sie mit auf eine kartographische Reise durch Deutschland. Drei unserer 25 interessanten Karten – und die Geschichten hinter den Bildern – finden Sie auch hier online.
Woher kommen wo am meisten Ausländer?
Abhängig von der Region unterscheidet sich der Ausländeranteil in Deutschland sehr. Im Osten leben viel weniger Ausländer als im Westen und Süden des Landes. Aber welche ausländische Staatsbürgerschaft ist wo am häufigsten?
In Berlin gibt es sehr viele Menschen mit türkischem Pass, genau wie auch in den anderen beiden Stadtstaaten Hamburg und Bremen. Nur im Stadtgebiet von Bremerhaven leben mehr Syrer. Auch in den meisten Landkreisen im Westen dominiert die türkische Staatsbürgerschaft klar. Das hat einen Grund: Aus der Türkei kam in den 60er-Jahren der größte Teil der Gastarbeiter. Viele sind mit ihren Familien in Deutschland geblieben.
Das erklärt auch, warum im Osten andere Nationalitäten typisch sind: Das sozialistische Regime der Deutschen Demokratischen Republik hat kaum jemanden immigrieren lassen. Erst nach dem Mauerfall wurde das anders. Heute sind im Osten viele Menschen mit polnischem Pass zu Hause, aber auch viele Syrer. Die meisten Syrer sind zwischen 2014 und 2016 vor dem Krieg in ihrem Land nach Deutschland geflohen. Und weil in Ostdeutschland nur wenig Menschen leben, die keinen deutschen Pass haben, waren die Syrer schnell auf Platz eins.
Menschen aus Rumänien waren zuletzt die größte Einwanderergruppe. Da die meisten qualifizierte Fachkräfte sind, leben nun besonders an wirtschaftlich starken Orten viele Menschen mit einem rumänischen Pass.
Immer noch nicht eins
Es sind sehr exklusive Fotos, die der Kanadier Chris Hadfield Anfang 2013 machen kann. Er ist nämlich Astronaut und Kommandant auf der Internationalen Raumstation. Von dort hat er die ideale Vogelperspektive – und kann zwischen verschiedenen sehr guten Kameras wählen. Damit zeigt er den Menschen auf der Erde Phänomene, die nur aus dem Orbit zu sehen sind. Aus dem Himmel über Berlin sieht man zum Beispiel immer noch die frühere Teilung der deutschen Hauptstadt.
Denn der Osten nutzte eine andere Leuchttechnik als der Westen. In der Deutschen Demokratischen Republik funktionierten die Lampen auf der Basis von Natrium. Diese leuchten bis heute in einem warmen Gelb. Im Westen arbeiten die Lampen auf der Basis von Quecksilber – und diese leuchten in einem kühlen Weiß. Hadfield konnte also von oben immer noch eine Grenze in der Metropole sehen. Zum Glück aber nicht aus Stein und Stacheldraht, sondern nur aus verschiedenen Lichtnuancen.
Übrigens wird es die historische Beleuchtung langsam immer weniger geben. Es sollen einmal überall LED-Lampen stehen. Bis aber ganz Berlin weiß ins Universum leuchtet, dauert es noch viele Jahre.
Deutsch und mehr
Anders als zum Beispiel die Schweiz hat Deutschland nur eine nationale Amtssprache: Deutsch. In verschiedenen Bundesländern gibt es aber auf kommunaler Ebene noch mehr Optionen. In einzelnen Stadt- und Gemeinderäten diskutieren die Politiker gern in regionalen Sprachen, auch Gesetzestexte sind darin formuliert. Sehr viele schöne Varianten bietet der Norden: In Schleswig-Holstein sprechen manche Einwohner nicht nur Standarddeutsch, sondern auch Dänisch, Nordfriesisch, Niederdeutsch oder Romanes. Von vielen dieser Sprachen gibt es außerdem noch Dialekte. So ist das Nordfriesisch auf der Insel Sylt (das sogenannte Söring) komplett anders als das auf den Inseln Föhr (Fering) oder Helgoland (Halunder). Eine besondere Variante des Friesischen ist das Saterfriesisch. Nur noch rund 2500 Menschen in drei Dörfern im Westen Niedersachsens sprechen es. Es kommt vom Ostfriesischen. Dem Niederdeutschen geht es viel besser: Nicht nur in Norddeutschland gibt es viele aktive und passive Sprecher, sondern auch noch in Nordrhein-Westfalen und Sachsen- Anhalt. Der Dialekt ist aber in jedem Ort ein bisschen anders. Im Osten Deutschlands sind heute noch Sorben zu Hause. Sie sprechen Nieder- und Obersorbisch. Wussten Sie, dass jede dieser westslawischen Sprachen acht Vokale hat? Leider ist auch das Nieder- und Obersorbisch wie fast alle regionalen „Amtssprachen“ akut vom Aussterben bedroht.
Quelle: Deutsch Perfekt